Vielleicht erreiche ich Gott nie wirklich, und Gott nie wirklich mich , weil ich nicht bereit bin, mir einzugestehen, dass alle meine Motive, in denen ich Gottes Wirken zu vernehmen meine, meine Motive Gutes zu tun, meine Motive zu beten, meine Motive zu meditieren, meine Motive zu vezeihen, meine Motive zu lieben, ja, dass alle meine heiligen Motive nichts als eine einzige große Lüge sind. Vielleicht muss ich erst erkennen, dass der wahre Antrieb hinter meinen Motiven eben nicht mit meinen Motiven übereinstimmt. Vielleicht muss ich erst zutiefst erschrecken, daran scheitern, ja regelrecht zerbrechen an dem Anblick des von meinen Motiven entkleideten, nackten Antriebes, der letztlich nur ich selbst bin, mein Lebens- und Überlebenswille, und der mir selbst und meinem Dasein zumindest einen kleinen Rest an Wert beimessen und um jeden Preis erhalten will, der aber doch kein Wert ist, sondern nur ein Bild eines Wertes, geformt in den Augen anderer und so meiner selbst. Vielleicht muss ich diesen letzten „Wert“, den ich mir selbst beimessen zu dürfen glaubte, fallen lassen, bis ich wirklich am tiefsten Grunde meiner Seele erschütternd arm bin, arm vor Gott, und arm an Gott, Gott verlassend und gottverlassen.
Vielleicht muss ich erst einmal fallen, diesmal ohne Netz, und bodenlos, damit Gott, so er will, mich auffangen und halten kann.
Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter meinem Dach. Kein „aber“. Tu, was du willst.
11 Kommentare
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25. Oktober 2012 um 14:10
innesein
Lieber Stefan, ähnliche Gedanken hatte ich auch in den letzten Tagen – beim Ausmisten und Weggeben. Was brauchen wir wirklich? Ein trockenes, warmes Plätzchen, eine tägliche Mahlzeit und (für Nichteinzelgänger) Menschen, die uns wärmen und die wir wärmen können. Vermutlich macht sich kein Tier Gedanken über Gott oder über Werte. Und doch sind sie wie alles in Gottes Hand, und nicht nur das: sie sind selbstgöttlich. Ohne Suche, ohne Motive, ohne irgendetwas. Was aber bleibet? Ich weiß keine Antwort.
Herzliche Grüße,
Gabriele
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29. Oktober 2012 um 10:30
Stefan
Vielen Dank für deine Gedanken, liebe Gabriele. Ja, solche Fragen sollten wir uns immer wieder mal stellen.
Liebe Grüße an dich!
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25. Oktober 2012 um 17:35
brammbus
mit verlassen hat das schon was zu tun,da bin ich mir sicher,was soll ich opfern?
loslassen und vertrauen? besiegen und mächtig fühlen,,
ja ,warum nicht ,besieg den rest eigenliebe und zerknirsche an der Dünung
alles was du siehst bist du selbst!?
gott liebt dich auch dafür
lass dir zeit und versuch böse zu sein
es gelingt dir nicht
dann sagt moses
das ein guter Mensch
ich mag dich schon solang ich mich kenne..
aber wer bin ich schon……..
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29. Oktober 2012 um 10:34
Stefan
Diese Zeilen gefallen mir, lieber Kurt. Danke!
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25. Oktober 2012 um 19:54
tom-ate
Ein starkes Gebet… werde es sicher noch oft lesen. Vielen Dank dafür!
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29. Oktober 2012 um 10:37
Stefan
Ich bin ein wenig überrascht, lieber Tom, aber ich freue mich auch darüber. Du bist übrigens nicht ganz unschuldig an diesen Zeilen… 😉
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26. Oktober 2012 um 00:11
Phil
Passt perfekt auch auf mich, auch ich werde gehalten von mir von meinen Gedanken, von meinem vermeintlichen Ich, dass sich als wissend aufspielt und jede Erkenntnis jedes Erlebnis und Bewusstsein für sich beanspruchen will. Schönes Gebet, lässt mich auch an Eckarths Armutspredigt denken; ja wir sollen Gott lassen um Gottes willen. Mögen wir also Gott bitten, dass er uns seiner würdig mache, oder tun wir vielleicht einfach nichts 🙂 Peace
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27. Oktober 2012 um 00:38
uthos
wir MÜSSEN nicht leben
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29. Oktober 2012 um 10:39
Stefan
Vielleicht doch.
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27. Oktober 2012 um 13:05
Phil
Ich glaub ich hab hier etwas passendes und schönes aus Saichis Notizbüchern:
„“Wie erbärmlich bin ich!“
Das sagen wr alle, wenn wir uns niedergedrückt fühlen.
Doch diese Art der Selbst-Erniedrigung, die wir da ausprechen, ist eine Lüge. Wahr ist, was wir sagen, wenn wir aus dem Reinen Land komme. Diese Selbt-Demütigung Saichis ist nur eine Lüge, eine ungehure, ganz ungeheure Lüge! Und in dieser Lüge versteckt sich eine andere Lüge! Wie schändlich!
Dieses „Wie schändlich!“ ist auch eine Lüge, die unserem Munde entschlüpft. Dieser Saichi, der die Maske aufsezt, treibt mit dem frommen Meistern sehr unehrbietig sein Spiel! Wie erbärmlich, wie kläglich!
Aber da, da setzt er schon wieder die Maske auf, dieser Saichi! Nichts anderes steckt in diesem Saichi, als herumzulaufen, sich zu verstellen und jeden zu täuschen. Wie kläglich! Alles, was Saichi sagt, ist die Kläglichkeit selbst. Und auch das kommt ih über die lügenden Lippen. Wahr, das einzig Wahre is Oya-sama* allein! All meine Lügen sind von mir genommen (durch ihn), (und nicht bleibt als das) „Namu-amida-butsu!“**
*[für Oya gibt es kein Deutsches Äquivalent. Oya ist Vaterschaft und utterschaft, beides,, jedoch nicht im biologischen Sinne – sondern als Symol göttlicher Gnade. Sama ist ein Ausruck der Verehrung]
**Auflösung aller Widersprüche zur Einheit von Anbetendem und Angebetendem
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29. Oktober 2012 um 10:42
Stefan
Vielen Dank für deine Zeilen, Phil, und das Zitat aus Saichis Notizbüchern (welche ich nicht kenne). Es gefällt mir gut.
Herzliche Grüße an dich.
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