Vielleicht erreiche ich Gott nie wirklich, und Gott nie wirklich mich , weil ich nicht bereit bin, mir einzugestehen, dass alle meine Motive, in denen ich Gottes Wirken zu vernehmen meine, meine Motive Gutes zu tun, meine Motive zu beten, meine Motive zu meditieren, meine Motive zu vezeihen, meine Motive zu lieben, ja, dass alle meine heiligen Motive nichts als eine einzige große Lüge sind. Vielleicht muss ich erst erkennen, dass der wahre Antrieb hinter meinen Motiven eben nicht mit meinen Motiven übereinstimmt. Vielleicht muss ich erst zutiefst erschrecken, daran scheitern, ja regelrecht zerbrechen an dem Anblick des von meinen Motiven entkleideten, nackten Antriebes, der letztlich nur ich selbst bin, mein Lebens- und Überlebenswille, und der mir selbst und meinem Dasein zumindest einen kleinen Rest an Wert beimessen und um jeden Preis erhalten will, der aber doch kein Wert ist, sondern nur ein Bild eines Wertes, geformt in den Augen anderer und so meiner selbst. Vielleicht muss ich diesen letzten „Wert“, den ich mir selbst beimessen zu dürfen glaubte, fallen lassen, bis ich wirklich am tiefsten Grunde meiner Seele erschütternd arm bin, arm vor Gott, und arm an Gott, Gott verlassend und gottverlassen.

Vielleicht muss ich erst einmal fallen, diesmal ohne Netz, und bodenlos, damit Gott, so er will, mich auffangen und halten kann.

Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter meinem Dach. Kein „aber“. Tu, was du willst.